Erstmals setzt das VETART-Kunstforum den Schritt auf das internationale Parkett - einerseits, um sich mit künstlerischen Gruppierungen anderer Länder zu vernetzen und andererseits, um die eigenen Mitglieder (analog) zu präsentieren.
Am 6. Juni kam es erstmals zu einer fulminanten Eröffnung einer gemeinsam mit serbischen Tierärzten veranstalteten Gruppenausstellung mit neun Teilnehmern aus Österreich, die bis 28. Juni im Militärklub der serbischen Armee in Belgrad zu sehen ist. Die intensive Vorbereitungsarbeit wurde von Prof. Miroslav Urosevic aus Novi Sad und von Prof. Ivan Nastasijevic aus Belgrad, der auch der Vertreter der örtlichen Tierärztekammer ist, sehr professionell unterstützt.
Nach der Festlegung von Ort und Zeit der Ausstellung gingen wir auf die Suche nach interessierten Künstlerinnen und Künstlern, die mit je zwei Werken teilnahmen. Es folgte die Bearbeitung der Exportfragen mit der Botschaft, Wirtschaftskammer und Zoll, damit die Werke ordnungsgemäß aus-, und auch wieder eingeführt werden können. Die detaillierten Termin- und Programmabsprachen wurden direkt vor Ort besprochen, um sich ein unmittelbares Bild machen zu können. Mit der Anlieferung der Werke, deren Hängung samt anschließender Eröffnung der Ausstellung war die eigentliche Arbeit aus organisatorischer Sicht erledigt.
In der Vernissage sprach die Direktorin des Hauses Jelena Knesevic einleitende Worte und übergab an Prof. Ivan Nastasijevic, der die Laudatio zur Ausstellung hielt, die Künstlerinnen und Künstler - sowie auch das VETART-Kunstforum vorstellte. Neben sieben serbischen Kollegen nehmen von österreichischer Seite teil: Friederike Hilbert schuf drei Tonskulpturen menschlicher Körper. Markus Kasper zeigt ein jeweils sehr akribisch gearbeitetes Aquarell- bzw. Pastellstiftbild. Mit Sabine Kofler-Michaelis´ abstrakten Bildern von Traum oder Realität bzw. Sturmwarnung werden Sehnsüchte angesprochen. Erich Schopf stellt seine einzigartigen bacteriographischen Werke des potenzierten Malens vor. Günter Schwarz beeindruckt mit seinem Öl-Zyklus von Mensch, Pflanze und Tier. Elisabeth Wagner nahm Bezug zum Ausstellungsland und malte dafür eine dort typische Pflanze und einen Wolfskopf. Martin Wagner stellt ein neues Portraitbild vor. Peter Wagner nahm detaillierte Eindrücke der Stadt als Photograph auf. Tanja Wurz beeindruckt mit einem Elefantenbild auf Acryl und mit Zitronen auf Öl. Die Vernissage mit dem anschließenden Empfang, auch die Einladung, Plakat und Katalog wurden sehr festlich gestaltet - in serbisch bzw. kyrillisch!
Der Schritt “nach Draußen” ist in einem Beruf, der sehr regional verankert ist und sich weltweit fortbildet, keine Herausforderung, sondern eine Synergie. Die Arbeit in Kunst und Kultur ist grenzenlos und kann Menschen motivieren, den eigenen Horizont wie auch die künstlerischen Kompetenzen zu erweitern und sie mit ethnischer und kultureller Vielfalt zu ergänzen. Trotz unterschiedlicher gesellschaftlicher Entwicklungen vertreten die Tierärzte aller Länder mit ihren künstlerischen Positionen in erster Linie ihre berufliche Herkunft und methodische Vielfalt.
Vergleichend mit anderen freien Berufen gilt es umso mehr, die kreativen Seiten des tierärztlichen Berufsstandes öffentlich zu positionieren. Niemand würde heute z. B. den Architekten ihre Kreativität absprechen wollen (nicht alle sind “Stararchitekten”), da es ihr Beruf mit sich bringt, Designelemente mitzuplanen - anders im tierärztlichen Beruf, wo es nach wie vor klassische Klischees gibt, die aufgebrochen werden müssen. Im Jahrbuch “Austria Kultur International 2023” des BMEIA werden die Ausstellungen der Österreichischen Kulturforen an den Botschaften dokumentiert, die als Aushängeschilder österreichischer Kultur weltweit gelten. Dass sich darin unter 32 angeführten Künstlerinnen und Künstlern 5 Architekten, aber keine Tierärzte befinden, darf deshalb nicht verwundern, zeigt aber auch von der starken internationalen Ausrichtung und Vernetzung ihrer beruflichen Tätigkeiten.
Bei Verknüpfungen mit historischen Entwicklungen, Jahrestagen und in besonderen Anlassfällen sollte auch berücksichtigt werden, dass die Sichtweisen im betroffenen Land dazu evtl. unterschiedlich sein können und deshalb die “political correctness” im Vordergrund stehen sollte. Hier genießt Österreich als führende Kulturnation international eine hervorragende Reputation! Speziell in den ehemal. Kronländern der k.u.k.-Monarchie gibt es nach wie vor eine positive Erinnerungskultur an “Altösterreich”, wie auch in den EU-Beitrittsstaaten des Westbalkans die Bereitschaft, sich kulturell auszutauschen und der Stellenwert kultureller Aktivitäten ein sehr hoher ist.
Auch waren meine persönlichen Erfahrungen als internationaler Ausstellungsorganisator in den letzten Jahren sehr positiv, wenn es darum ging, auf Gemeinsamkeiten aufzubauen, das Verbindende in den Mittelpunkt zu stellen und Brücken zu bauen, deren Tragkraft auf allen Ebenen belastbar ist. In der Öffentlichkeit hat deshalb der internationale kulturelle Austausch eine hohe Priorität, da er zum besseren Zusammenleben beiträgt und Vorurteile abbaut - lange bevor politische und wirtschaftliche Initiativen greifen. Dies trägt auch dazu bei, in Österreich offen zu bleiben für die Freiheit der Kunst, da Entwicklungen und Herausforderungen in der Politik sichtbar werden, die dies zunehmend in Frage stellen. Für das VETART-Kunstforum war dies auch Anlass, erstmals überhaupt einen Schritt ins Ausland zu setzen und neue Horizonte zu entdecken.
KB
Fotos: VETART