Jubiläums-Tagungsausstellung zu "25 Jahre ÖVA"

Von 21. - 23. Juni fand in Seggauberg bei Leibnitz die diesjährige Jubiläumstagung zum 25. Bestehen des Österreichischen Vereins der Amtstierärztinnen und Amtstierärzte statt, wozu das VETART-Kunstforum eingeladen war, eine begleitende Ausstellung zu gestalten.

Eingangs ein kurzer kunstgeschichtlicher Ausflug zu Seggauberg: Die Anlage besteht schon seit über 1000 Jahren und wurde aus 3 Schlösser gebildet, die heute zur Diözese Graz-Seckau gehört. Der Kultur- und Bildungsschwerpunkt ist auch hier - wie so oft - aus den ehemal. Stallungen der “klerikalen Agrikultur” entstanden. Im Lapidarium erinnert das Relief eines römischischen Grabes (Ende 2. Jhdt n. Chr.) an eine griechische Sage: Herakles stiehlt mit einer List goldene Äpfel aus dem Garten der Hesperiden, die der 100-köpfige Drache LADON bewacht. Sie verleihen den Göttern ewige Jugend!

Die goldene Äpfel stehen heute als Synonyme für unsere Kunstwerke, die ewige Jugend für ein besseres Leben, das durch kulturelles Interesse entsteht - und die Götter, das sind WIR!

Davon leitet sich die Frage nach dem/-er modernen Beamten/-in und seiner/ihrer  Kreativität ab! - Das Spannungsfeld entsteht zwischen dem stark regelmentierten Beruf, dem gesetzlichen Rahmen und Bedingungen bzw. der kreativen freien Lebenswelt; Freiraum und Zeit sind in beiden Fällen ein hohes Gut. Künstlerisches Arbeiten ist eine Metaebene und ein guter Ausgleich oder eine Ergänzung zum stressigen beruflichen Alltag.

“Amtskreativ” zu sein ist kein Widerspruch, sondern es besteht ein enger Konnex zum Beruf, da uns auch die tägliche Arbeit als Amtstierärzte/-innen viel Kreativität abverlangt:

· Beim Lesen, Interpretieren und Formulieren von Erlässen und Kundmachungen

· Im Erkennen von Sachverhalten, Ausfüllen von Checklisten und Fotodokumentationen sowie deren Schlussfolgerungen und Maßnahmen

· Im Erstellen von Befunden und Gutachten

Das Werk ist dann gut und vollendet, wenn es (hier: von der Partei, dem Juristen/-in oder dem Gericht) anerkannt und gewürdigt wird! - Ganz im Sinne eines Zitats von Marcus Tullius Cicero: „Der Staatsdienst muss zum Nutzen derer geführt werden, die ihm anvertraut sind, nicht zum Nutzen derer, denen er anvertraut ist!“

Dazu sind wir mit ästhetischen 5 Kompetenzen ausgestattet:

• Fachliche Kompetenz

Für uns gilt der Anspruch eines „Sachverständigen“, dh. Er/Sie ist mit einer Materie auf gesetzlicher Basis vertraut und ihr verpflichtet. Vorschriften müssen erfüllt und eingehalten werden, eine hohe Erwartungshaltung bringt ständige Herausforderungen und die Kontrolle auf Einhaltung wird schwieriger, aus fachlicher und kultureller Hinsicht. Anerkennung, Respekt und Wertschätzung werden aber gegenüber dem Recht und seinen Vertretern zunehmend geringer. Deswegen müssen wir immer mehr andere Fähigkeiten einsetzen und brauchen dabei Hilfestellungen.

• Persönliche Kompetenz

Wir haben eine gute Erziehung und Ausbildung mit erhalten und arbeiten ständig an uns selbst. Bei schweren Fällen erfassen wir das Wesentliche, handeln rasch und lassen Emotionen nicht zu nah an uns herankommen. Darüber hinaus interessieren uns viele andere Dinge: Sport, Politik, aber auch die Kultur und Kunst! Für dieses Engagement wird man persönlich geschätzt und anerkannt.

• Soziale Kompetenz

Wir schauen nicht weg, unser soziales Umfeld prägt uns und wir prägen es mit: Familie, die Mitarbeiter/-innen, die Kollegen/-innen. Wir leben in einer Gemeinschaft mit Nachbarn,  betätigen uns in Vereinen und Gemeinschaften und wollen uns dort wohlfühlen.

• Methodische Kompetenz

Über die Sache hinaus, dem WAS geht es dabei oft um das WIE, d.h. die Art der Herangehensweise und die Beurteilung von Gesehenem oder Gehörtem. Dazu benutzen wir eine Reihe von Rechtsmaterien und Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen.

• Kulturelle Kompetenz

Die Wahrnehmung und Reflexion eines Inhaltes ist auch eine künstlerische Dimension (Ästethik), ein mentaler Akt, der einen kreativen Prozess in Bewegung setzt und uns vom Tier unterscheidet. Darin werden moralische Zugänge, Wertvorstellungen und auch ethische Dilemmas sichtbar.

Diese Kompetenzen setzen wir auf 4 verschiedenen Ebenen um:

1. Wir sind gute Performer/-innen, die es verstehen, ihr Werk und ihre Leistung sichtbar zu machen und in den Mittelpunkt zu stellen.

2. Wir sind Musiker/-innen im Orchester der Behördenhierarchie und sollten dort Gleichklang erzielen. Dazu braucht es eine schlüssige Partitur; erst dann kommt auch eine sinfonische Melodie ans Ohr der Ober- oder Unterbehörde - oder der Rechtsunterworfenen, die das Recht auch zu respektieren haben.

3. Als Maler/-innen und Photograph/-innen haben wir das Talent, komplexe Abläufe zu visualisieren und damit auf den Punkt zu bringen bzw. zu dokumentieren!

4. Als Literat/-innen ist es uns bestimmt, komplexe Zusammenhänge und Sachverhalte zu erklären, Texte zu formulieren und sie in einfache Sprache zu übersetzen. „Amts-deutsch“ und „Fachlatein“ als sprachliche Stilblüten haben heute ausgedient!

Wir sind jedenfalls Synästethen: Beruf und Kunst sind eng vereint und können (von einigen von uns!) gleichzeitig wahrgenommen werden! Es wäre jedenfalls ein Kunstfehler, sich nicht mit Kunst zu beschäftigen bzw. auseinander zu setzen, denn „sie wäscht den Staub des Alltags aus der Seele“ (Pablo Picasso).

Nur so können wir im täglichen Leben mit der List des Herakles den Gefahren des 100-köpfigen Drachen (vulgo “innerer Schweinehund”), der die goldenen Äpfel bewachen sollte, entziehen, und uns weiterhin ein “ewiges und göttliches Beamtenleben” - nach 25 Jahren ÖVA erhoffen!

KB

Zur Beschau der Werke in der Ganggalerie stellten 7 Aussteller/-innen aus:

Armin Deutz stellt uns Fotos von Wildtieren und Fachbücher zu Wildtierthemen vor.

Sabine Kofler-Michaelis zeigte uns mit verschiedenen Mischtechniken abstrakte Werke von Sturm- und Traumlandschaften.

Elisabeth Wagner malte zu diesem Anlass mit Acryl farbenfrohe Fische und lustige Clowns.

Martin Wagner stellte erstmals seine großformatige Portraitkunst in den Mittelpunkt

Peter Wagner experimentiert mit Detailansichten und entwickelt neue Fotobearbeitungstechniken

Erich Schopf ist durch seine Bacteriographien bekannt und setzt mit den neuen “Pointilismen” in großformatiger Kunstdruck-Qualität neue Maßstäbe.

Günter Schwarz, der Ölmaler, stellte uns einen Zyklus mit Mensch, Tier und Pflanze vor. 

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