Was ist Kunst?

Künstlerisches Denken und Handeln ist eine subjektive Eigenschaft des Menschen, die auf einer kreativen Grundlage und Techniken basiert sowie die Fähigkeit des Verstandes zur Reflexion einschließt. Durch seine kulturellen Aktivitäten unterscheidet er sich vom Tier, die nicht nur dem eigenen Überleben dienen, sondern zusätzliche emotionale Bedürfnisse abdecken. Die Kunst ist somit kein Grundnahrungsmittel zum Erhalt der biologischen Existenz sondern ein emotionales Ergänzungs- oder Genussmittel, das das Leben und die Gesellschaft lebenswerter macht. Ein Verzicht führt zu seelischen Mangelerscheinungen.

Was die Gegenwartskunst betrifft, heißt das: Gegenwart und Kunst treffen sich, dh. man denkt über die Themen und Motive der Zeit nach und versucht sie als Kunstschaffende(r) mit künstlerischen Mitteln auszudrücken. Dabei ist es wichtig, die Rahmenbedingungen, dh. den Rahmen und die Bedingungen zu definieren.

„Der tiefere Skandal liegt darin, dass die Kunst Verschwendung ist. Zum physischen Überleben brauchen sie wir nicht. Was der Mensch zum Überleben braucht, sind Brot und Früchte und sauberes Wasser, und tatsächlich leben auf diesem Planeten Abertausende, denen Brot und Früchte, denen insbesondere das saubere Wasser fehlt. Das einzige, was nirgendwo zu fehlen scheint, sind die Kalaschnikows.“ (Peter von Matt, Eröffnungsrede bei den Salzburger Festspielen, 2012, in: Kleine Ztg. vom 28.7.2012)

Kunstvermittlung:

 Wir leben in einer Informationsgesellschaft, die durch verschiedene Medien geprägt wird. Die künstlerischen Ausdrucksweisen dürfen dabei nicht vergessen werden!

  •        Einbindung des beruflichen Nachwuchses in den Verein, dh. der ÖH!
  •         Einbindung des Publikums als emotionaler Kunstgenuss, Kunst muss zugängig sein.
  •     Ästhetik, dh. die Wahrnehmung fördern
  •     Verstehen? Mit den 5 Sinnen wahrnehmen, neue Sichtweisen fördern

Kunstsinnig = Sinn für die Kunst, Sehen der Welt mit anderen Augen, Spiegel unserer Gesellschaft zwischen IST – Soll, Sache – Gemüt/Emotion, Schein – Sein, Form – Inhalt

  • Indem sich der Künstler über sein Denken und sein Werk erklärt, trägt er zum Verständnis und zur Akzeptanz seiner Tätigkeit in der Gesellschaft bei. Gerade die einzigartigen Ausdrucksmöglichkeiten der Kunstschaffenden können die öffentliche Meinung prägen, Brücken bauen, Denkprozesse auslösen und neue Zugänge zu Themen schaffen. So gesehen hat der Künstlerberuf eine gesellschaftspolitische Verantwortung wie jeder andere Beruf auch, die er aktiv und engagiert zur Vermittlung der Kunstinhalte wahrnehmen muss, um vom konsumierenden Publikum verstanden zu werden. Das Werk ist das beständige Mittel zu diesem Zweck, das durch den einzigartigen Stil geprägt ist.
  • In Zeiten, wo es den Menschen – trotz Wirtschaftskrise – doch relativ gut geht, ist die Zeit gekommen, über zusätzliche Genüsse der Kunst zu informieren, die Neugierde zu wecken und Plattformen zu bieten. Dort wo die Gesellschaft gesättigt ist, auf hohem Niveau jammert und oberflächlichen Zielen nachläuft, kann ein Kunstwerk eine sinnstiftende Lösung sein.

 

„Der Branche gebührt vor allem mehr Wahrnehmung und Bewusstsein, das geht am besten, indem man Kunst, Kultur und Bildung koppelt. Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Jugend für eine Kultur des Gelingens, der Auseinandersetzung und der Kritikfähigkeit“. (BM Claudia Schmied, in: Kl.Ztg., 20.1.2013)

  • Kunstfehler = sich jedenfalls nicht mit Kunst zu beschäftigen bzw. auseinanderzusetzen, denn „sie wäscht den Staub des Alltags aus der Seele“ (Pablo Picasso)

Statement zur „Kunst am Land bzw.

Kunst und Landwirtschaft“

 

Gegenwartskunst und agrarische Welt stehen in Österreich oft nur in einer losen, aufgrund von gegen­seitiger Unkenntnis basierenden Beziehung. Die Zusammenhänge waren und sind bis heute nicht wirklich bearbeitet worden, obwohl diese eine bestimmende Funktion ausüben und blieben bisher auf lose Einzelaktionen beschränkt. Der reale, konservativ-bäuerlich-ländliche Lebensraum der Bauern und der liberal-virtuelle-städtische Raum der Kunstschaffenden werden seit je her von großteils unterschiedlichen, aber zT. auch ähnlichen Prozessen und Trends geprägt und beide sind heute von Scheinbildern der modernen, marketingorientierten Welt verklärt. Dies hat dazu geführt, dass es an der Basis zu einer totalen Verfremdung von Lebensmittelproduzenten und –konsumenten kam, wie auch die Kunstproduzenten von Marketingstrategen und Designern abgelöst wurden. Der beginnende interdisziplinäre Dialog im Rahmen von CCR (Corporate Cultural Responsibility) sucht diese Werte und Schnittstellen auf, um das Feld für mehr Verständnis, Vernetzung und Zusatznutzen auf beiden Seiten zu öffnen.

Die Künstler finden zunehmend Interesse an der Identität der Regionen und der sie bestimmenden Menschen und Faktoren bzw. spüren historische Entwicklungen und soziokulturelle Zusammen-hänge auf, die sie zum kreativen Inhalt ihres Schaffens machen. Sie sind Eisbrecher auf der Suche nach Räumen für Diskurse, wollen die Menschen ermutigen und neugierig machen sowie deren Horizonte und Handeln ausloten. Waren es früher Künstler wie Van Gogh sind es heute vielfach Kunstproduzenten am Balkan, wo klassische landwirtschaftliche Themen und Motive noch im Mittelpunkt stehen.

Die agrarische Welt ist heute ein historisch gewachsener und weitentwickelter, realer Wirtschaftsfaktor, der neben der Industrie die Regionen maßgeblich mitprägt und sowohl die bäuerliche Landwirtschaft wie auch Forschungs-, Verarbeitungs-, Produktions- und Handelsbetriebe umfasst, die das Land über ihre Grenzen hinaus weltweit bekannt machen. Landwirtschaftliche Prozesse sind eng mit der Natur und ihren Gesetzen verbundene Lebensabläufe und oft nur beschränkt vom Menschen beeinflussbar. Bäuerliche Werte und Bräuche sind über Jahrhunderte aus täglich harter Arbeit, Ausdauer und Fleiß, Hunger, Genügsamkeit und Nachhaltigkeit entstanden und prägen bis heute unser Denken – auch Obrigkeiten und Mainstreams gegenüber. Die Landwirtschaft selbst ist gleichzeitig auch der größte Kulturträger am Land (zB. in der Musik), in der heute neue Techniken, Intensivierung, Strukturwandel, Umwelt und Märkte den permanenten Veränderungs-prozess bestimmen. Während hier einerseits der Fokus auf der Produktion von Futter, Rohstoffen und Grundnahr­ungs­­mittel höchster Qualität liegt, bietet sich die Kunst dazu als geeignetes Ergänzungs- bzw. Genussmittel in einer entsprechenden Wirtschafts-Kultur an, die daraus selbst einen Mehrwert generieren kann.

Leitprodukte wie Pflanzen (zB. Wein, Apfel, Kürbis, Mais, Obst und Gemüse, Holz), Tiere (Leder, Milch, Fleisch) bzw. deren Veredelungsprodukte, züchterischen Kompetenzen oder Direktver­marktungs­-Spezialitäten und die dahinterstehenden Innovationen bilden die (oft unsichtbare) Basis eines oft weltweiten Erfolges. Sie sind auch Motive zur Findung neuer kreativer Zugänge und Sichtweisen, die entstehenden Prozesse werden öffentlich sichtbar gemacht und vertiefen bzw. steigern das Selbstbewußtsein und die Identität einer Kultur-Region. Menschen und Firmen, die da verwurzelt sind und daran teilnehmen, werden so auch selbst zu schöpferischen Handeln bzw. Reflexionen angeregt und engagieren sich. Dadurch entstehen vermehrt kulturelle Beziehungen, Verantwortung und Verständnis zur agrarischen Welt, wie sich auch eine zeitgenössische Sensitivität der Landwirtschaft den Kunstschaffenden und ein Interesse an ihren Kunstwerken gegenüber einstellt. Innovative Bauern haben diese Chance bereits erkannt und binden künstlerische Darstellungen und Veranstaltungenin ihre Präsentationen ein.

In den Diskursen werden die Standpunkte ausgetauscht und die handelnden Menschen über ihre Standorte vernetzt, um die jeweils anderen Herangehensweisen kennenzulernen und in die eigenen Überlegungen miteinzubeziehen. Beide verbinden seit je her Herkunft, Armut, Arbeitsweisen und Traditionen, die sich über Generationen entwickelt haben und die Basis für den heute beginnenden soziokulturellen Dialog sind. Dabei ist es erfreulich, wenn beide Seiten frei von Ideologie und Vorurteilen aufeinander zugehen, konstruktive Gespräche in gegenseitiger Neugierde und Wertschätzung führen und win-win-Situationen suchen.

 

Kunstschaffende bekommen so einen Einblick in die Realität des modernen agrarischen Lebens und der Situation der Landwirtschaft vor Ort, die sie mit ihren Ausdrucksformen beschreiben und einen kulturellen Mehrwert schaffen, der auch die heutigen Entwicklungen, Methoden und Techniken einschließt und kritisch hinterfragt. Die Kunstschaffenden setzen sich auch selbst in diversen Arbeitsgruppen damit inhaltlich auseinander¬ und sind bereit, sich an den Orten der Prozesse mit den Verantwortlichen zu treffen und mit ihnen darüber zu kommunizieren.

Agrarische Motive und Statements moderner künstlerischer Darstellung sind in Österreich unterrepräsentiert, solange diese Zugänge nicht erkannt und geebnet werden. Es liegt nun an den Verantwortlichen auf allen Seiten, diesen Konnex zu finden, Brücken zu bauen und die Ergebnisse der Diskussionen in die Praxis umzusetzen um damit eine neue Basis für künftige Entwicklungen zu ermöglichen. Die künstlerischen Ausdrucksweisen und Techniken reichen dabei von Musik, Bildhauerei, Fotografie, Malerei, Medien- und Netzwerkkunst bis zu individuellen Gestaltungsformen. Die Künstler zeigen uns dies durch Veranstaltungen oder an öffentlichen Orten und schrecken auch vor ambitionierten Darstellungsformen wie der Performance, Installationen und Konzeptkunst nicht zurück. Die Art des Zuganges zu den Themen und ihre kreative Aufarbeitung sind einzigartig, und werden bestenfalls gemeinsam mit der Politik, Verwaltung und den Wirtschaftstreibenden regional umgesetzt. Was man weiters braucht ist ein Netzwerk, wo Leute aus Interesse am jeweiligen Thema bereit sind, in der inhaltlichen und organisatorischen Umsetzung eines Projektes mitzuarbeiten. Dann trifft man den Nerv der Zeit, wenn etwa das Thema „Zwischen Landwirtschaft und High Tech“ in unterschiedlichen Beiträgen aufgearbeitet und dargestellt wird.

 

„Laßt uns zur Kunst finden, nicht mehr nur in Museen und Konzerthallen, sondern bei den Menschen und im Alltag!“ Jose Antonio Abreu, Venezuela, bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele, 26.7.2013

 

Die Betonung dieser Zusammenhänge gilt für den gesamten ländlichen Raum als unseren gemeinsamen Lebensraum mit seiner Geografie und Geschichte und sollte zu einem inhaltlichen Kulminationspunkt im Rahmen der ständigen Suche nach regionalen Identitäten heranreifen. Die Findung der Regionen, überregionale Kooperationen in geförderten Programmen und im Kulturgeschehen sowie die Entwicklung von Marken werden dadurch unterstützt. Dies hat positive Auswirkungen auf die Umwelt, Lebensraum und –qualität, Tourismus und auf die Arbeitsplätze. Die Struktur folgt so dem Prozess („structure follows process“), der jetzt in Gang kommt, nicht umgekehrt. Dieser ist von inhaltlichen Arbeiten geprägt und ausgefüllt bzw. wird kreativ umgesetzt. Neue Erkenntnisse der EU-Strukturfonds und der Kreativwirtschaft Austria nehmen die Kunst als messbaren Beitrag zur Identität, wirtschaftlichen Entwicklung, Tourismus und Lebensqualität und als wichtigen Standortfaktor für eine Region wahr. Dieser Ansatz ermöglicht und fordert eine ernsthafte Diskussion, auch unter Einbindung von örtlichen Künstlern in die Leitbilder, Visionen und Werte von Regionen, Gemeinden, Schulen, Firmen und Marken.

Für den – von beiden Seiten außenstehenden – aufgeklärten Konsumenten ergibt sich ein neuer Bezug und ein tiefer Einblick in die wesentlichen Prozesse und Werte seiner unmittelbaren Lebens-Bedürfnisse und des Wohlstandes, weitab von farbenfrohen Klischees. Durch ein besseres Verständnis des gegenseitigen Zusammenlebens entsteht für das „Publikum“ ein nachhaltiger Effekt auf Entwicklungen in seinem Umfeld und seiner Umwelt, die es aufmerksamer wahrnimmt und mit denen es bewusster umgehen lernt. Dadurch ist es auch bereit, in diese Bereiche und Werte zu investieren und so zur Entwicklung der Region-Kultur-Landschaft als gemeinsamer Basis sowohl der agrarischen Welt als auch der Kultur- und Kunstszene vermehrt beizutragen.

KB

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