VETART goes International: VETARTnet!

Das VETART-Kunstforum hat sich seit seiner Gründung im Jahre 2013 zu einem Forum moderner Kunst entwickelt, konnte vielfache eigenständige Entwicklungen fördern und steht heute für eine künstlerische Qualität und eine berufliche Spezifität, die man in nicht vielen Ländern findet. Mit seinen Gruppenausstellungen, der Galerie in der ÖTK und den monatlichen Beiträgen im Vetjournal ist eine ständige Präsenz im Berufsfeld und darüber hinaus gegeben. Dazu haben sich eine Vielzahl an Künstlerinnen und Künstlern fachlich stark weiterentwickelt und beteiligen sich auch selbst an diversen Einzelveranstaltungen. In diesem beruflichen Umfeld war es auch möglich, interessante Partner und Sponsoren für Ausstellungen u.a. bei Fachsymposien zu finden, einzigartige Orte zu bespielen und ein neues Publikum zu überraschen - kurz: eine neue Niesche für Kunst zu öffnen! Die Erfahrungen mit diesem Arbeitsmodus werden wir weiterhin beibehalten und auf unsere kommenden Auslandsaktivitäten anwenden. Wenn wir uns vornehmen, international aktiv zu werden, ist damit nicht gemeint, unsere Aktivitäten in Österreich zurückzufahren, sondern im Gegenteil: sie synergetisch zu nutzen!

Ab dem Jahr 2025, d.h. im 12. Jahr seines Bestehens, setzt das VETART-Kunstforum nun als VETARTnet weitere Schritte auf das internationale Parkett - einerseits, um sich mit künstlerischen Gruppierungen anderer Länder zu vernetzen und andererseits, um Ausstellungen analog zu zeigen und somit die eigenen Künstlerinnen und Künstler international zu präsentieren. Die seit der Pandemie aufkommenden Angebote, virtuell an Ausstellungen weltweit teilzunehmen, mag für einzelne Künstlerinnen und Künstler eine interessante Alternative sein; als Verein priorisieren wir weiterhin die analoge Formen mit persönlichen, haptischen Kontakten und sozialen Erfahrungen mit Person und Werk.

Der Schritt “nach Draußen” ist in einem Beruf, der sehr regional verankert ist und sich weltweit fortbildet, keine Herausforderung, mag aber kritisch gesehen werden. Die Arbeit in Kunst und Kultur ist aber grenzenlos und kann Menschen motivieren, den eigenen Horizont wie auch die künstlerischen Kompetenzen zu erweitern und sie mit ethnischer und kultureller Vielfalt zu ergänzen.

Vergleichend mit anderen freien Berufen gilt es umso mehr, die kreativen Seiten des tierärztlichen Berufs zu betonen und damit öffentlich zu positionieren. Niemand würde heute z. B. den Architekten ihre Kreativität absprechen wollen (nicht alle sind “Stararchitekten”), da es ihr Beruf mit sich bringt, Designelemente mitzuplanen - anders im tierärztlichen Beruf, wo es nach wie vor klassische Klischees gibt, die aufgebrochen werden müssen. Im Jahrbuch “Austria Kultur International 2023” des BMEIA werden die Ausstellungen der Österreichischen Kulturforen an den Botschaften dokumentiert, die als Aushängeschilder österreichischer Kultur weltweit gelten. Dass sich darin unter 32 angeführten Künstlerinnen und Künstlern 5 Architekten, aber keine Tierärzte befinden, darf deshalb nicht verwundern, zeigt aber auch von der starken internationalen Ausrichtung und Vernetzung ihrer beruflichen Tätigkeiten.

Für Ansätze, diesen Horizont zu überwinden, gibt es mehrere Möglichkeiten: Grundlegend ist es notwendig, dafür ein geeignetes Bewußtsein zu entwickeln samt der Bereitschaft, in fremden Ländern aktiv zu werden und organisatorische Fragestellungen zu lösen. Dazu dient uns - neben persönlichen Kontakten - nicht nur eine gute Vernetzung im Berufsstand über die Länder hinweg, sondern auch offizielle Angebote in den Vertretungen Österreichs und der EU, die auch wir im VETARTnet nutzen wollen. Praktische Erfahrungen in den USA, Deutschland, Ungarn und Slowenien haben wir schon machen dürfen und erkannt, welchen hohen Status die tierärztliche Kunst auch dort innehat. Noch dazu genießt Österreich als führende Kulturnation international eine hervorragende Reputation! Speziell in den ehemal. Kronländern der k.u.k.-Monarchie gibt es nach wie vor eine positive Erinnerungskultur an “Altösterreich”, wie auch in den EU-Beitrittsstaaten des Westbalkans die Bereitschaft, sich kulturell auszutauschen, und der Stellenwert kultureller Aktivitäten ein sehr hoher ist.

Trotz unterschiedlicher gesellschaftlicher Entwicklungen vertreten die Tierärzte aller Länder mit ihren künstlerischen Positionen in erster Linie ihre berufliche Herkunft und methodische Vielfalt. Bei Verknüpfungen mit historischen Entwicklungen, Jahrestagen und in besonderen Anlassfällen sollte berücksichtigt werden, dass die Sichtweisen im betroffenen Land dazu evtl. auch unterschiedlich sein können und deshalb die “political correctness” im Vordergrund stehen sollte. Aber auch dazu waren meine persönlichen Erfahrungen als internationaler Ausstellungsorganisator in den letzten Jahren sehr positiv, wenn es darum ging, auf Gemeinsamkeiten aufzubauen, das Verbindende in den Mittelpunkt zu stellen und Brücken zu bauen, deren Tragkraft auf allen Ebenen belastbar ist. Für die EU, Bund, Länder und Gemeinden hat deshalb der internationale kulturelle Austausch eine hohe Priorität, da er zum besseren Zusammenleben beiträgt und Vorurteile abbaut - lange bevor politische und wirtschaftliche Initiativen greifen. Dies trägt auch dazu bei, in Österreich offen zu bleiben für die Freiheit der Kunst, da Entwicklungen und Herausforderungen in der Politik sichtbar werden, die dies in Frage stellen.

Die Rolle des Publikums liegt in der Betrachtung der gezeigten Werke, der Suche nach einem tieferen Sinn bzw. von Beziehungen, wie es Werner Augustiner so schön beschrieb:

“In einem (analogen) Kunstwerk empfängt der betrachtende Mensch nicht die Nachbildung der Natur, sondern er kann in das Wesentliche des Künstlers (Berufes/Landes) hineinblicken. Es ist die Eröffnung seiner Person, welche sagt: Das alles bin ich! - Eine ernste Kunstbetrachtung ist tiefste Verbindung mit dem Künstler (Beruf/Land)!”

Wien, 20.1.2025

Dr. Karl Bauer, Obmann

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